Vom 13. bis 18. September lud der Gründer und Spiritus rector der PFS, Hans-Hermann Hoppe, zur nunmehr 13. Konferenz nach Bodrum. Rund 80 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen fanden sich ein. Zwei der Schwerpunkte der Tagung lagen auf heterodoxen und revisionistischen Geschichtsbetrachtungen und auf Bedeutung und Interaktion der Religion mit politischen Systemen und dem Staat.
Neben regelmäßig in Bodrum Vortragenden, wie dem Hausherrn selbst, dem englischen Historiker Sean Gabb, dem englischen Psychiater und Autor Anthony Daniels, dem britischen Historiker Norman Stone und dem US-amerikanischen Juristen Stephan Kinsella, traten diesmal auch bisher nicht bei der PFS gesehene Redner ans Podium, wie der „österreichische“ Ökonom Pascal Salin aus Frankreich und US-Erfolgsautor Michael Malice.
Aufgrund der Terminkollision mit einer Veranstaltung des deutschen Mises-Instituts in München, konnten „Fixstarter“ wie Thorsten Polleit und Guido Hülsmann diesmal leider nicht dabei sein.
Sean Gabb widmete sich in seinem Referat der Betrachtung des oströmischen Reiches nach dem Fall Roms und sprach damit ein Thema an, das im Allgemeinen stets zu kurz kommt – was insofern erstaunlich ist, als das byzantinische Reich immerhin rund 1.000 Jahre länger bestand, als der westliche Teil des Imperiums. Der junge englische Historiker Keir Martland setzte mit einer Betrachtung der Ära der Aufklärung fort, gefolgt vom Wiener Philosophen Rahim Taghizadegan, der der Frage nachging, weshalb die Westeuropäer (und im Besonderen die Deutschen) so naiv sind.
Der Novellist Anthony Daniels beschäftigte sich mit der Psychologie des Multikulturalismus und diagnostiziert den Übergang vom Recht zum Streben nach Glück zum Recht auf Glück. Die mit Rechten verbundenen Pflichten würden dieser Tage mehr und mehr ausgeblendet. Pascal Salin, emeritierter, in der Tradition der Österreichischen Schule stehender Universitätsprofessor und Ökonom (das gibt es in Frankreich – im Gegensatz zu Österreich – tatsächlich!) sprach über die Geistesgeschichte Frankreichs, die, wenn auch in längst vergangenen Zeiten, durch einige hochkarätige liberale Geister geprägt wurde. Heute ist die „Grande Nation“ im totalen, einheitsgrauen Etatismus angekommen. Das Adjektiv „liberal“ gilt im Frankreich der Gegenwart als Schimpfwort.
Norman Stone setzte sich mit dem kulturellen Hintergrund der Österreichischen Schule auseinander (die auf dem Boden und in der Spätzeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie entstand) und Michael Malice hielt ein ebenso fulminantes wie erhellendes Referat über die „Terra incognita“ Nordkorea.
Eher nur für Juristen mitreißend fiel der Vortrag von Stephan Kinsella aus, der sich mit dem internationalen Recht aus „österreichischer“ Perspektive beschäftigte. Jeff Deist, Chef des Mises-Instituts in Auburn/Alabama, rechnete mit den „Zeitgeist-Liberalen“ ab, denen auch Hausherr Hoppe in der Vergangenheit bereits eine kräftige Abreibung verpasst hatte. Der Schweizer Jurist David Dürr präsentierte in seinem brillanten Beitrag den „Weg vom göttlichen Recht zur päpstlichen Unfehlbarkeit – und wieder zurück“, während der belgische Rechtsphilosoph Frank van Dun sich mit der Reformation auseinandersetzte.
Hausherr Hoppe begab sich in seine beiden Abschlussvorträgen auf die Suche der Libertären nach einem „großen Geschichtsnarrativ“ und unterzog dabei den kanadischen Psychologen und Linguisten Steven Pinker (einen Liebling des linken Establishments und des Feuilletons), der Im Staat den Bringer von Frieden, Freude und Eierkuchen erblickt, einer vernichtenden Kritik.
Wie immer, eine interessante Konferenz, bei der sich auch der Rahmen sehen lassen kann. Man darf sich schon jetzt auf Tagung im Jahr 2019 freuen.
Unter dieser Adresse werden die Vorträge in den kommenden Wochen hochgeladen: http://propertyandfreedom.org/
—
Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher