Wieder einmal wird in Österreich eine Diskussion auf unterstem Niveau geführt. Politiker, deren Wissen über Bienen sich auf den regelmäßigen Konsum der Biene Maja im Fernsehen beschränkt, erklären der Bevölkerung komplexe biologische Zusammenhänge – oder versuchen es.
Damit wenigstens die Mitglieder und Interessenten der Freidemokraten über Hintergrundwissen verfügen, hier ein paar interessante Tatsachen:
Tatsache ist, dass derzeit ein großes Bienensterben stattfindet. Bis zu 50% der Bienenvölker sterben pro Jahr. Die Frage aber ist, woran sterben sie? Sind Neonicotinoide die Ursache? Oder gibt es vielleicht noch andere Gründe?
Die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) steht im Eigentum der Republik Österreich, vertreten durch den Gesundheitsminister und den Landwirtschaftsminister. Eine Untersuchung durch die AGES hat ergeben, daß 2012 gerade 0,4% der Bienenvölker möglicherweise an Neonicotinoiden eingegangen sind. Gleichzeitig sind aber fast 50% der Völker der Varroa-Milbe zum Opfer gefallen. Und diese Bienensterblichkeit ist ähnlich hoch in Ländern, die gar keine Neonicotinoide einsetzen!
Warum also gibt es einen solchen Medienrummel wegen 0,4%, während die 50% weitgehend ignoriert werden?
Zur Erinnerung: Die Neonicotinoide werden zum Schutz von Maispflanzen vor dem Maiswurzelbohrer eingesetzt. Die richtige Anwendung gewährleistet, dass diese Stoffe auch nur dort wirken, wo siebenötigt werden. (Die Landwirte setzen inzwischen nur noch Sämaschinen ein, bei denen kein Beizstaub mehr ungewollt in die Umgebung gelangen kann.)
Es gibt derzeit kein alternatives Mittel, um diesen Schädling zu bekämpfen, der großen Schaden bei der Maisernte anrichten kann. Fruchtfolgewechsel interessiert den Maiswurzelbohrer nicht sonderlich, denn er ernährt sich auch vorzüglich von Kürbis-, Sonnenblumen- sowie einiger anderer Pollenarten und fliegt bis zu 25 km weit.
Aber halt! Es gibt doch eine Alternative: Die von US-amerikanischen Konzernen entwickelten genmanipulierten Maispflanzen produzieren selber das Gift, um den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen. Daher gibt es dort natürlich ein verständliches Interesse, Neonicotinoide zu verbieten, um den eigenen Gen-Mais besser verkaufen zu können.
Es ist nur zu fürchten, dass unsere Politiker diese Zusammenhänge nicht durchschauen – oder aus Populismus einfach ignorieren. Aber sie machen sich damit nicht nur zu den Werkzeugen außereuropäischer Gen-Konzerne. Sondern sie verhindern auch eine Lösung des Bienensterbens durch den eigentlichen Feind: Die Varroa-Milbe.
Übrigens: In Deutschland wird im Main-Kinzing-Kreis seit Jahren die Varroa-Milbe koordiniert bekämpft. Die Völkersterblichkeit ist dort mittlerweile auf unter 8% gesunken. Im Rest Deutschlands sterben derweil weiterhin 40% der Völker…