Buchrezension: Zurück zu den Österreichern! – Die Krise der Neoklassik und die Renaissance der „Austrians“

Im Gefolge der Immobilien- Finanz- und Staatsschuldenkrise der Jahre 2007/2008, wurde die Reputation der herrschenden neoklassisch-keynesianischen Volkswirtschaftslehre stark beschädigt und konnte bis heute nicht wieder hergestellt werden. Der Hauptstrom der Wirtschaftstheorie, der permanente Staatsinterventionen in die Wirtschaft befürwortet, war und ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, befriedigende Erklärungen oder gar Lösungsansätze für die seit nunmehr zehn Jahren persistierende Krise zu liefern, in der Regierungen und Notenbanken nach wie versuchen, mit einer immer stärker ausgeweiteten Geldmengeninflation zu begegnen. Trotz der gewaltig aufgeblähten Geldmenge wollen sich die dadurch angestrebten Effekte indes nicht und nicht einstellen. Einzig und allein die Finanzschulden nehmen zu, was zu einer immer weiter führenden Umverteilung des Wohlstands von unten nach oben führt (Cantillon-Effekt). Dass die herrschende Klasse es versteht, die durch den Staatsinterventionismus bedingten Phänomene Einkommenserosion und Kapitalverzehr dem angeblich grassierenden „Turbokapitalismus“ anzulasten, fügt dem eingetretenen Schaden auch noch blanken Hohn hinzu.

Die Vergeblichkeit der inflationistischen Gelpolitik tritt indes immer deutlicher zutage. Langsam bricht sich daher die Erkenntnis Bahn, dass strukturell bedingten wirtschaftlichen Schieflagen nicht mit geldpolitischen Interventionen begegnet werden kann. Die Suche nach brauchbaren Alternativen zu den derzeit umgesetzten Maßnahmen, führt immer häufiger zu den Konzepten der unserer Tage leider weithin marginalisierten „Österreichischen Schule“, die im Jahre 1870 von Carl Menger (dem Lehrer des nachmaligen Finanzministers Böhm-Bawerk) begründet wurde.

Soeben ist ein Sammelband erschienen, der sich der Analyse der „österreichischen“ Denkschule aus zeitgenössischer Sicht widmet. Die Autoren der vorliegenden Publikation entstammen den verschiedensten Disziplinen und analysieren die Lehren und Konzepte der „Österreichischen Schule der Ökonomik“ in neun Beiträgen aus ihrer jeweiligen fachspezifischen Sicht.

Historiker, Juristen, Volkswirte, Finanzwissenschaftler, Fonds- und Industriemanager, werfen aus ihren jeweiligen Perspektiven Blicke auf die im Richtungsstreit mit der preußischen „Historischen Schule“ begründeten Theorie und warten mit zum Teil recht originellen Überlegungen auf. So etwa, wenn ein Bankenrechtler die Rolle des Staates mit der eines Schiedsrichters beim Fußballspiel vergleicht und dabei zu hochinteressanten Einsichten gelangt; oder wenn ein Volkswirt die Auseinandersetzung der „Österreicher“ mit dem Sozialismus untersucht und dabei zum Ergebnis kommt, dass die von diesen formulierte Kritik bis auf den heutigen Tag durch keine der darauf folgenden Verteidigungsversuche entkräftet werden konnte. Die Betrachtungen des Historikers, der die Theorie im Licht der Zeitgeschichte darstellt, sind ebenso spannend zu lesen, wie die Erwägungen aus der Sicht eines Kapitalinvestors. Auch die Analyse der Rolle der EU und der Einführung der Gemeinschaftswährung aus der Sicht des Wirtschaftshistorikers, sind erhellend: Angesichts der fortschreitenden Zentralisierung bei gleichzeitiger Marginalisierung der Interessen der Bürger, fällt das Urteil erwartungsgemäß nicht sehr positiv aus.

Insgesamt handelt es sich um eine kurzweilig zu lesende Lektüre, die zur Beschäftigung mit den Schriften von Böhm-Bawerk, Mises, Hayek, Rothbard und Co., und jener der zeitgenössischen „Austrians“ animiert.

 

Die Österreichische Schule der Nationalökonomie aus österreichischer Perspektive

Armin J. Kammel, Barbara Kolm (Hg.)

Metropolis-Verlag, 2018

184 Seiten, broschiert

ISBN: 078-3-7316-1301-5

29,80,- Euro

 

 

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Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher