Das bereits im Jahr 1960 in englischer Sprache erschienene Buch des liberalen Journalisten, Buchautors und Keynes-Kritikers Henry Hazlitt, liegt nun auch auf Deutsch vor. Abgesehen von einigen, auf spezifisch US-amerikanische Ereignisse bezogene Passagen, hat das Werk bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt – ganz im Gegenteil. Hatten einst noch viele Menschen zumindest ein Gefühl dafür, dass Inflation ihre Geldvermögen bedroht, ist es heute die von Notenbankern und schuldensüchtigen Regierungen als Teufel an die Wand gemalte Deflation, die – völlig unbegründet – Sorgen verursacht. Mit der ihm eigenen Gabe, auch komplexe Sachverhalte, die sich dem Verständnis des in Fragen der Geldtheorie gemeinhin unbeleckten Otto Normalverbrauchers entziehen, auf allgemein klare Weise zu erläutern, beschäftigt sich der Autor hier mit einem der wichtigsten Phänomene moderner Volkswirtschaften.
Kaum ein anderer in der Nationalökonomie gebrauchter Begriff, wird so unterschiedlich interpretiert, wie der der Inflation. Hazlitt definiert ihn so: „Inflation ist ein Wachstum der Geldmenge, welches das Wachstum des Güterangebots übersteigt“ und ist damit nicht ganz so strikt, wie manche andere Vertreter der „Österreichischen Schule“, für die jedwede Ausweitung der Geldmenge Inflation bedeutet.
Hazlitt fordert eine Rückkehr zu einem Goldstandard, wie er vor dem Ersten Weltkrieg bestanden hat, wiewohl er die gewaltigen Probleme keineswegs übersieht, die einem solchen Schritt unserer Tage entgegenstehen und/oder jedenfalls eine sehr behutsame Vorgangsweise geraten scheinen lassen.
Die von Regierungen und Notenbanken für sich reklamierte Kompetenz, eine „moderate“ Inflation (damit ist in deren Verständnis ein allgemeiner Preisauftrieb von zwei bis drei Prozent p. a. gemeint) herbeiführen und dauerhaft garantieren zu können, bestreitet er ganz entschieden. Beginnt nämlich eine zunächst „schleichende“ Inflation erst einmal, sich zu beschleunigen (etwa, weil das Publikum für die nahe Zukunft eine verstärkte Geldentwertung erwartet), so kann sie sehr rasch in rasende Fahrt geraten. Den von ihren magischen Fähigkeiten zu Unrecht felsenfest überzeugten Geldalchemisten, bleibt dann einfach zu wenig Zeit, um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen einzuleiten. Zahlreiche Hyperinflationen, wie zum Beispiel die in Deutschland des Jahres 1923 (die einen Großteil des Bürgertums um sein Vermögen gebracht und letztlich dem Aufstieg des Nationalsozialismus den Weg geebnet hat), sprechen eine klare Sprache.
Der 1993 verstorbene Autor würde vermutlich im Grabe rotieren, hätte er die exzessive Geldmengenausweitung im Gefolge des Platzens der Dot.com-Blase im Jahr 2000 und des Immobiliencrashs 2008 noch erlebt. Zeitlebens war für ihn nämlich klar, dass die mit einer noch so „moderaten“ Inflation verbundenen Nachteile, ihre wenigen kurzfristig möglichen Vorteile in jedem Fall bei weitem überwiegen.
Inflation, das ist spätestens nach der Lektüre dieses hervorragendes Sachbuchs sonnenklar, ist kein Naturereignis. Sie wird auch nicht durch profitsüchtige Unternehmer, konsumgierige Haushalte oder anmaßende Lohnforderungen ausgelöst. Ursache eines auf breiter Front erfolgenden Anstiegs der Preise für Waren oder Dienstleistungen, ist in jedem Fall eine von Regierungen und Notenbanken zu verantwortende Ausweitung des Angebots von Geld und Kredit.
Mit der Aufblähung der Menge monopolisierten Zwangsgeldes, ist zudem eine Umverteilung von unten nach oben, weg vom „Mann von der Straße“ – hin zu den politisch-wirtschaftlichen Eliten, verbunden. Kurzfristig läuft Inflation auf ein Nullsummenspiel hinaus. Wenigen Gewinnern stehen zahlreiche Verlierer gegenüber. Langfristig verliert durch Inflation dagegen die gesamte Volkswirtschaft (siehe Deutschland anno 1923 und die Folgejahre).
Die von F. A. Hayek im Jahr 1976 vorgeschlagene „Denationalisierung des Geldes“, würde die derzeit nahezu unbeschränkte Macht von Regierungen und Notenbanken brechen. Verschuldungsexzesse könnten so unterbunden und eine neue Sparkultur etabliert werden.
Wer das Wesen der Inflation mit all ihren Facetten erfassen will, sollte zu diesem Buch greifen.
Was Sie über Inflation wissen sollten
Henry Hazlitt
Finanzbuchverlag 2017, 150 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-89879-954-6
16,99,- Euro
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Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher