Buchbesprechung: Ludwig von Mises für Jedermann / Der kompromisslose Liberale

Der Ökonom Thorsten Polleit unternimmt hier einen Parforceritt durch das Theoriegebäude und die bedeutendsten Publikationen des großen österreichischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers Ludwig von Mises. Der erste Teil des Buches besteht aus einer kurz gehaltenen Biographie. Teil beschreibt Mises´ Werk – mit der 1912 veröffentlichten Habilitationsschrift „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ am Beginn. Teil drei ist der Wirkung Mises´ Arbeit gewidmet.

Neben der Habilitationsschrift erscheinen auch andere wichtige Werke, wie „Nation, Staat und Wirtschaft“, „Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen“ und „Die Gemeinwirtschaft“ in Mises´ Wiener Zeit. Die endet im März 1938 jäh mit dem Einmarsch deutscher Truppen. Während die „Österreichische Schule“ in Europa faktisch erlischt, findet Mises schließlich in New York seine neue wissenschaftliche Heimat.

Polleit arbeitet anhand der vorgestellten Publikationen präzise Mises´ stringente und kompromisslose Argumentation heraus, in deren Mittelpunkt die Überlegung steht, dass Nationalökonomie nicht als empirisch-positivistische Wissenschaft betrieben werden kann, da menschliches Handeln keinen naturwissenschaftlich-physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Nur als „aprioristische Wissenschaft“, die aus dem von Mises als „Praxeologie“ bezeichneten Gesetz des Handels folgt, lassen sich sinnvolle und politisch nicht leicht zu missbrauchende Erkenntnisse gewinnen.

Mises´ Schicksal als Gelehrter belegt eindrucksvoll, welche Konsequenzen ein eigenständiger, abseits der ausgetretenen Pfade des Hauptstroms der Wirtschaftswissenschaften denkender Geist gewärtigen muss: Wer sich weigert, seine Integrität der hohen Politik zu opfern, macht keine Karriere. Zu unbequem und für die Politik unbrauchbar sind seine Erkenntnisse, die im vorliegenden Fall übrigens niemals widerlegt wurden.

Wohin der Sieg der empirisch-positivistischen Wirtschaftswissenschaften führt, hat das 20. Jahrhundert gezeigt. „Mit dem Schicksal der Nationalökonomie ist das Geschick der modernen Kultur (…) unlösbar verknüpft.“

Leider steht zu befürchten, dass dieses hervorragende Buch nur den Kreis der „üblichen Verdächtigen“, also den der ohnehin mit der Theorie der „Austrians“ vertrauten Zeitgenossen, erreichen wird. Es sollte zur Pflichtlektüre der Oberstufengymnasien gemacht werden.

 

 

Ludwig von Mises für Jedermann / Der kompromisslose Liberale
Thorsten Polleit
Verlag Frankfurter Allgemeine Buch
272 Seiten, gebunden
ISBN: 879-3-95601-043-9
17,90,- Euro

 

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher