Buchbesprechung: Für den neuen Intellektuellen – Eine Streitschrift gegen die pseudointellektuellen Verführer in den Medien und Universitäten

Endlich liegt dieser Querschnitt der Arbeit der Begründerin der Denkschule des Objektivismus, Ayn Rand, auch in deutscher Sprache vor. Das im englischsprachigen Original 1960 erschienene Werk, glänzt durch den ebenso erfrischenden, wie vollständigen Mangel an politischer Korrektheit. Für sie ist ein „Wilder in Afrika“ eben ein solcher und eine Hure ist und bleibt eine Hure. Das Recht, kritische (moralische) Urteile über Mitmenschen zu fällen, ist für die Autorin von zentraler Bedeutung.
Das Buch enthält Exzerpte, die ihren wichtigsten Büchern entnommen sind. Das längste davon bildet John Galts Rede aus ihrem 1957 erschienenen Opus Magnum „Atlas Shrugged“ („Der Streik“). In dieser Predigt verdichten sich die zentralen Elemente der Philosophie Ayn Rands.
Im ersten Abschnitt, dem das Buch seinen Titel verdankt, übernimmt die Autorin einen Gedanken ihres langjährigen Weggefährten Nathaniel Branden und führt ihn detailliert aus. Dabei geht es um die Allianz von Attila und dem Geisterbeschwörer. Ersterer steht für die Anwendung aggressiver Gewalt zwecks Bestreitung seines Lebensunterhalts. Letzterer liefert Attila die für ihn wichtige Apologie seiner Untaten. Attila und der Geisterbeschwörer sind voneinander abhängige Symbionten. Beide stehen sie im Gegensatz zum Produzenten (dem Ackerbauern oder dem Kaufmann), der sein Einkommen nicht wie sie selbst auf Raub und Diebstahl gründet.
Es braucht nicht allzu viel Phantasie, um in Attila den modernen Staatenlenker und im Geisterbeschwörer den Intellektuellen unserer Tage zu erkennen. Beide sind parasitäre Elemente, die auf Kosten der produktiv Werktätigen leben.
Den von Rand diagnostizierten Niedergang des Westens (sie bezieht sich dabei ausschließlich auf die USA), führt sie auf einen „Verrat“ der Intellektuellen zurück. Anstatt den Kapitalisten, denen sie schließlich ihre Existenz verdanken (erst mit der industriellen Revolution schlug die Geburtsstunde der modernen Intellektuellen), das geistige Fundament für ihr segensreiches Wirken zu liefern, bekämpfen sie diese mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Die Unternehmer reagieren ihrerseits mit der totaler Verachtung dieser „nutzlosen“ Kopfarbeiter.
Die Ablehnung, die Unternehmer und Intellektuelle einander wechselseitig entgegenbringen, zerstört am Ende beide. Im „Unternehmer-Philosophen“ (der an Platons Philosophenkönig erinnert), erkennt Ayn Rand die Figur des Neuen Intellektuellen, der das Zeug dazu hätte, den Niedergang des Westens zu stoppen.

Für den Neuen Intellektuellen
Ayn Rand
Verlag Scholarium 2016
251 Seiten, broschiert
ISBN: 98-3-902639-36-3
14,90 Euro

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher