Buchbesprechung: Die 68er – Schlüsseltexte der globalen Revolte

Wer die Unterzeile des Titels übersieht, könnte sich möglicherweise enttäuscht sehen. Es handelt sich nämlich weder um eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem ideologischen Unterbau der, wie die Herausgeberin es nennt, „globalen Revolte“, noch um eine historische Analyse, sondern um eine Auswahl unkommentierter Texte, die in einschlägigen Medien veröffentlicht, oder als Diskussionsbeiträge, Vorträge und Aufrufe an Studenten und die werktätigen Massen gehalten wurden. Alle Beiträge wurden in der Zeit vor 1968 oder kurz danach verfasst (der älteste stammt aus 1955). In einer sehr ausführlichen Einleitung liefert die Herausgeberin eine grobe Zusammenfassung der Beweggründe, Schauplätze und verbindenden Elemente des Phänomens 1968.

Die Zusammenstellung erfolgte nach geographischen Regionen gegliedert. Das Kapitel Afrika widmet sich der kolonialen Unterdrückung und dem Freiheitskampf einiger afrikanischer Völker. Im Kapitel Asien geht es um den „imperialistischen Krieg“, den die USA in Vietnam geführt haben. Kapitel III, Lateinamerika, befasst sich mit den antiimperialistischen Befreiungsbewegungen im Hinterhof der USA. Im Kapitel USA geht es um die Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg und um die Bürgerrechtsbewegung. Die Brennpunkte der 68er-Revolte in Europa werden einzeln gewürdigt (mit Ausnahme der Staaten Osteuropas, die zu diesem Zeitpunkt noch unter der Knute der Sowjetunion standen und nur recht kurz behandelt werden).

Die Liste der prominenten Autoren ist umfangreich. Zu Wort kommen u. a. Zhou Enlai, Ho Tschi Minh, Fidel Castro, Ernesto Che Guevara, Martin Luther King, Malcolm X, Ulrike Meinhof und einer der wichtigsten Wortführer der deutschen Protestbewegung, Rudi Dutschke.

Der Begriff „globale Revolte“ insinuiert das Vorliegen eines gemeinsamen Anliegens. Dieses erhellt sich auch durch die Lektüre dieser historisch interessanten Beiträge nicht. Soweit es Europa betrifft, hatte die Protestbewegung nur ein Ziel: Die unumkehrbare Zerstörung alles Bestehenden (was weitgehend geglückt ist), zwecks Errichtung von etwas Neuem, von dessen Wesen es schon damals keine genaue Vorstellung gab. Wie dem auch sei: der Marsch der 68er durch die Institutionen hat die Alte Welt zu Beginn des dritten Millenniums offensichtlich an den Rand des Abgrunds gebracht. Fragt sich nur: Cui bono?

 

Die 68er: Schlüsseltexte der globalen Revolte
Angelika Ebbinghaus (HG.)
Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft
223 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-85371-278-8
12,90,- Euro

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher