Ein Blick nach Japan verrät, was auch der Eurozone in den kommenden Jahren blühen wird: Dauerhafte Stagnation, verschärft durch die latente Gefahr einer außer Kontrolle geratenden Inflation. Eine jahrzehntelange Politik massiver staatlicher „Investitionen“ und die dadurch bedingte explodierende Staatsverschuldung konnten dort nichts zum Besseren wenden. Die finanzielle Repression gegen die eigene Bevölkerung nimmt zu und bewirkt nichts weiter, als dass die Bürger mit ihrem eigenen Geld auf Gedeih und Verderb vom Staat abhängig gemacht werden. Europas Geldpolitik bewegt sich unter der Führung Mario Draghis auf dem gleichen abschüssigen Pfad.
Führt in der Medizin der Einsatz einer bestimmten Arznei nicht zum Erfolg, wird ein kompetenter Arzt die Medikation ändern. In der Geld- und Finanzpolitik sollte es nicht anders sein. Wenn die hemmungslose Geldproduktion nicht nur erwiesenermaßen ungeeignet ist, die Wirtschaftsflaute und die zunehmende Arbeitslosigkeit zu beenden, sondern ausschließlich negative Konsequenzen (wie Blasenbildungen und die Erosion privater Vermögenswerte) nach sich zieht, ist es höchste Zeit, andere Register zu ziehen. Genau das aber geschieht nicht. Seit Jahren haben die Zentralbanker kein anderes Rezept, als die Geldproduktion auszudehnen und die Zinsen bis in den negativen Bereich zu treiben. Immer dasselbe zu tun und dennoch andere Ergebnisse zu erwarten, sind indes Symptome des Wahnsinns. Expansive Geldpolitik – das sollten die Gottspieler in den Staatskanzleien und Notenbankdirektionen langsam erkennen – ist eben nicht imstande, strukturelle volkswirtschaftliche Probleme zu lösen. Ganz im Gegenteil!
Dieser Tage ist nun der Chef der EZB, Mario Draghi, auf Werbetour durch Europa, um den Parlamentariern seine Politik des billigen Geldes zu erläutern. Selbst gestandene Etatisten wie der deutsche Finanzminister Schäuble, können sich kritischer Kommentare dazu nicht länger enthalten. Schäuble, so melden die „Bild“-Zeitung und das „Witschaftsblatt“, habe die Mitglieder des Bundestags-Finanzausschusses in dieser Woche aufgefordert, EZB-Chef Mario Draghi bei dessen Besuch im Bundestag wegen seiner Nullzins-Politik zur Rede zu stellen. Er solle seine Nullzinspolitik erklären, habe Schäuble gefordert.
Draghis Propagandamission mutet an, als ob der chronisch versagende Chefalchemist dem Fürsten nach Jahren der erfolglosen Suche erklären wollte, warum er den Stein der Weisen ganz sicher demnächst finden wird.
Die gegenwärtig alles andere überschattende Asylkrise macht es Regierungen und Bankern besonders leicht, im Trüben zu fischen. Was bedeutet schon die Erosion des Euro im Vergleich zur Gefährdung der abendländischen Zivilisation durch eine muslimische Massenzuwanderung
Dennoch steht eine Menge auf dem Spiel. Wie der große liberale Ökonom Ludwig Mises schon vor Jahrzehnten feststellte:
„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems.“
Draghi und Genossen haben sich offensichtlich für letzteres entschieden, indem sie sich bedingungslos auf die Seite der (Staats-)Schuldner schlagen, anstatt ihrem Auftrag nachzukommen, für Geldwertstabilität zu sorgen.
Noch ist das dräuende Problem nicht für alle sichtbar. Denn dass eine erratische Geldpolitik jeden angeht, erkennen zunächst nur diejenigen, deren Erspartes bereits jetzt laufend teilenteignet wird. Inhaber von Lebensversicherungen etwa müssen gegenwärtig mit einer erheblichen Reduktion der „Überschussbeteiligungen“ leben, was im Klartext bedeutet, dass die Realverzinsung ihrer Geldanlage in den negativen Bereich kippt. Anders gesagt: Versicherungssparer bekommen am Ende der Laufzeit real weniger heraus, als sie eingezahlt haben und sind damit mit einem Phänomen konfrontiert, mit dem bislang nur die (nach 1970 geborenen) Gläubiger der staatlichen Zwangssozialversicherung leben mussten (umlagefinanzierte Pensionssysteme nehmen in einer alternden Gesellschaft unter sonst gleichen Bedingungen den Charakter eines Pyramidenspiels an).
Die Zerstörung von Ersparnissen hat ausschließlich negative Folgen: Einerseits wird dadurch der soliden Vergabe von Krediten der Boden entzogen und andererseits gehen den Rentnern dadurch jene Mittel verloren, mit denen sie gedachten, ihren Lebensstandard im Alter aufrecht zu erhalten. Das in einem soliden Geldsystem durch Ersparnisse aufgebrachte Kapital, wird daher durch zusätzlich geschöpftes Geld aus den Notenbanken ersetzt werden, was die Instabilität des Geldsystems noch weiter erhöht (Ludwig Mises unterscheidet zwischen durch Ersparnisse ermöglichtem Sachkredit und aus dem Nichts geschaffenen Zirkularkredit). Es ist, als ob auf immer höher gespannten Seilen getanzt und die Größe des Sicherheitsnetzes dabei gleichzeitig laufend verkleinert wird.
–
Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher