Der große Graben – Die „Flüchtlingswelle“ spaltet die Gesellschaft

 

Es liegt einige Zeit zurück, dass ein Thema die Emotionen derart hochpeitschte, wie die von Politik und Hauptstrommedien fälschlich als „Flüchtlingswelle“ etikettierte Völkerwanderung unserer Tage. Die Schärfe der darüber entbrannten Auseinandersetzungen ist weder in der Frage des Klimawandels, noch bei den Diskussionen zu den jüngsten Nahost- oder Balkankriegen zu erkennen. Selbst die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 (bei der es sich in Wahrheit um eine Bankrotterklärung des Realsozialismus handelte), führte zu keinen derart erbittert geführten Kontroversen innerhalb der westlichen Gesellschaften.

Man muss im Geschichtsbuch schon bis zum „NATO-Doppelbeschluss“ vom Dezember 1979 zurückblättern, um auf ein vergleichbar stark polarisierendes Thema zu stoßen. Ältere Semester werden sich noch gut darauf besinnen.

Zur Erinnerung: Damals fasste das westliche Verteidigungsbündnis den Entschluss, als Reaktion auf die Stationierung moderner sowjetischer Mittelstreckenraketen von Typ SS-20, in den Staaten des Warschauer Pakts, nachzuziehen und ebenfalls Waffensysteme mittlerer Reichweite (Raketen von Typ Pershing-II und Tomahawk-Marschflugkörper) in Europa zu installieren. Parallel dazu sollten die Sowjets zu Verhandlungen zur Begrenzung des Atomwaffenarsenals motiviert werden.

An gleich mehreren Fronten (wie etwa der in Afghanistan) unter Druck geraten, stimmten die Russen schließlich im Jahr 1987– also nicht lange vor dem Untergang ihres abgewirtschafteten realsozialistischen Experiments – einer Abrüstungsvereinbarung zu.

In der Zeit von 1979 bis 1983 war es in mehreren Ländern Europas, besonders in Deutschland, zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen linken Nachrüstungsgegnern (die von den Sowjets nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch massiv unterstützt wurden) und den im Lager der Deutschen Bundesregierung stehenden, transatlantischen „Falken“ gekommen. Letztere wollten auf die militärische Herausforderung durch die Kommunisten, eine adäquate Antwort geben. 1983 war es so weit. Die „Nachrüstung“ wurde tatsächlich vollzogen.

Damals wurde das Treffen zwischen (nach eigener Einschätzung) edlen linken Friedensaposteln und kriegerischen „rechten“ Hardlinern geführt. Wie immer, reklamierte die Linke die absolute moralische Überlegenheit für sich und ihre Position.

Die Parallele zur aktuellen Diskussion der „Flüchtlingsfrage“ ist nicht zu übersehen. Wieder gerieren sich die linken Kräfte, die diesmal allerdings mit der frontal gegen die legitimen Interessen ihrer Wähler agierenden Bundesregierung eines Sinnes sind, als die einzig wahren Humanisten, während Mahner und Kritiker des ungezügelten Zuzugs Großteils ungebildeter, unserer Kultur absolut fremder Menschen, als hartherzige Menschenfeinde, Reaktionäre und Rassisten denunziert werden.

Damit nicht genug, schrecken einige der perfekt in ihrer surrealen Parallelwelt eingerichteten Obertanen, die im Machtrausch offensichtlich jeden Kontakt zum Leben außerhalb ihrer geschützter Werkstätten verloren haben, nicht davor zurück, ihre Kritiker als „Pack“ oder „Dunkeldeutschland“ zu verunglimpfen. Ein bislang einmaliger Vorgang, den sich die Wähler – besonders die Nettosteuerzahler unter ihnen – in der mehr und mehr zum Tollhaus verkommenden Massendemokratie unbedingt merken sollten.

Eine kühle Abwägung sachlicher Argumente, scheint der Refugees-Welcome-Fraktion, wie weiland den vorgeblich pazifistischen Nachrüstungsgegnern, unmöglich zu sein. Jede Debatte zum Thema, gleitet binnen kürzester Zeit ins Emotionale und Irrationale ab. Wer sich – wie Kanzlerin Merkel und die Angehörigen des asylindustriellen Komplexes – im alleinigen Besitz der Moral wähnt, meint eben, auf Argumente verzichten zu können. Wer nicht unter der Wucht der Bilder zerbombter syrischer Wohnhäuser und ertrunkener Kinder, augenblicklich in komme-wer-da-wolle-Gesänge ausbricht, hat jeden Anspruch darauf verwirkt, von den „Helldeutschen“ als Mensch, geschwiege denn als Diskussionspartner, akzeptiert zu werden. Nicht die mit kühlem Kopf erfolgende Bewertung der Fakten, sondern durch wirksam in Szene gesetzte Bilder geschürte Emotionen, bestimmen das Handeln des Kollektivs der (ums Geld fremder Leute wohltätigen) Bessermenschen. Wer indes nur auf sein Herz hört, während er das Hirn dauerhaft abschaltet, sägt am Ast, auf dem er sitzt – und zwar baumseitig.

Was wäre wohl geschehen, hätte die NATO anno 1979 keine robuste Antwort auf die Herausforderung durch die Sowjetkommunisten gegeben? Der Westen Europas wäre jederzeit erpressbar und vor Anmaßungen der Staaten des Warschauer Pakts zu keiner Zeit sicher gewesen. Die Implosion des Sowjetimperiums hätte wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen – zum Nachteil deren Insassen ebenso, wie zu dem der in ihren Satelliten oder im besetzten Afghanistan darbenden Menschen. So problematisch kontrafaktische Geschichtsbetrachtungen auch immer sein mögen: Hätten die selbsternannten „Friedenapostel“ sich damals durchgesetzt – die Welt wäre heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein besserer Ort…

In Ermangelung einer zuverlässig funktionierenden Kristallkugel, lässt sich schwer voraussagen, welche Konsequenzen die Völkerwanderung von Millionen Afrikanern und arabischen Muslimen nach Europa nach sich ziehen wird. Bereits erwiesen ist allerdings, dass die Sicherheit in Euroland drastisch abnehmen wird. Ebenfalls sicher ist, dass der Leviathan – sowohl der nationale, als auch der supranationale – die Massenzuwanderung zum Vorwand nehmen wird, die bürgerliche Freiheit, soweit noch vorhanden, weiter einzuschränken und seine Macht weiter auszudehnen. Sicher ist weiterhin, dass der Massenzuzug schlecht oder gar nicht (aus-)gebildeter Menschen, zu erheblichen Belastungen der ohnehin bereits angespannten Sozialsysteme führen wird.

Da die Zahl der Transferempfänger massiv zunimmt, die von den produktiv Tätigen dauerhaft durchzufüttern sind, wird die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften – besonders Deutschlands – deutlich zurückgehen.

Ethnisch, kulturell und/oder religiös heterogene Gesellschaften, weisen stets ein erheblich höheres internes Konfliktpotential auf, als homogene. Daher können nur Zyniker im Zusammenhang mit der Völkerwanderung den Begriff „Kulturbereicherung“ in den Mund nehmen. Rassenunruhen – Pardon – „ethnische Konflikte“ oder gar ethnisch-religiös bedingte Bürgerkriege, sind in Ländern mit homogener Bevölkerung, wie etwa Japan oder Korea, unbekannt – und sie waren es bis vor kurzem auch in Skandinavien und Mitteleuropa. Damit ist es nun vorbei. Wir dürfen uns auf „israelische Verhältnisse“ gefasst machen. Europa handelt sich – zum Gaudium seiner Wettbewerber und Feinde – mit der Massenzuwanderung ausschließlich Nachteile ein.

Als besonders problematisch wird sich die weitere Zerstörung des gesellschaftlichen Zusammenhalts – der quer durch die Bevölkerung gehende, „große Graben“ – erweisen. Einmal mehr schafft der Staat – aktiv oder durch Untätigkeit – Probleme, für deren vorgebliche Bewältigung er anschließend die Gesellschaft schwächt und in Geiselhaft nimmt. Die weitere Aushöhlung des Privatrechts – insbesondere jenes auf privates Eigentum – und willkürlich ergriffene Zwangsmaßnahmen, sind bereits an der Tagesordnung. Das alles geht an die Fundamente dessen, was Europa einst stark gemacht hat. Hoheitlich oktroyierter Gleichmacherei sei Dank, wird sich vieles ändern – und zwar nicht zum Besseren.

Aber auch für jene Länder, aus denen die „Flüchtlingswelle“ zu uns schwappt, verbinden sich mit dem Massenexodus erhebliche Probleme: Da es die Jüngeren und Mobileren sind, die gehen, verlieren sie Entwicklungspotential. Wer soll in Syrien und im Irak für eine politische Stabilisierung und für den Wiederaufbau sorgen, wenn alle Jungen, Kräftigen und Arbeitsfähigen nach Europa auswandern? Doch das sind Fragen, mit denen man sich in „Helldeutschland“ lieber nicht auseinandersetzen möchte…

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher